Warum ich meine Erkrankung so laut zum Thema mache?
Reisen Sie mit mir vier Jahre zurück: zu meiner Brustkrebsdiagnose. Vom Klinikparkplatz rief ich meinen Mann, dann meine Chefin an. Kurz darauf informierte ich Familie, Kolleginnen und die Eltern meiner Schüler*innen.
Und dann wurde es still. Sehr still. Denn ich war allein – mit meinem Kopfkino, meinen Ängsten und Beschwerden. Eine Chemotherapie während einer Pandemie war der Super-GAU: Mundschutz, Abstandsregeln, Besuchsverbot, keine Begleitung in Kliniken und Praxen.
Erst online fand ich andere Betroffene. Ich entdeckte die virtuelle Krebscommunity und Podcasts. Zunächst hörte und las ich nur mit – und spürte: Da sind viele wie ich. Menschen, die mich verstanden. Ich war nicht mehr allein.
Eine Bekannte meinte, es täte mir gut, meine Geschichte aufzuschreiben. Ich wehrte ab: „Über den Krebs schreiben, der mich und mein Leben kaputtmacht? Nie und nimmer!“ Doch das Universum hatte anderes vor. Über hundert Texte und Social-Media-Posts, eine Selbsthilfegruppe und fünfzig Interviews später: Ich mache den Krebs sogar sehr laut zum Thema.
Warum?
Weil es mich erdete, als ich mich allein und unverstanden fühlte.
Weil es mir nach dem Krebs in der adjuvanten Therapie hilft, mit dem Kopfkino und der Rezidivangst klarzukommen.
Weil meine Geschichte anderen Mut und Zuversicht geben kann.
Weil mir der Austausch hilft, wenn ich selbst mal wieder struggle.
Mein Rat: Kommen Sie aus der Stille! Sprechen oder schreiben Sie über Ihren Krebs-Rucksack. Das muss nicht so laut und öffentlich sein wie bei mir. Es kann auch leiser geschehen: Schreiben Sie ein Tagebuch, nehmen Sie Sprachnotizen auf, besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe oder suchen Sie online Kontakt.
Mein Rucksack wird dadurch nicht verschwunden. Aber er ist leichter geworden. Die Stille wurde erträglicher. Und ich habe mich weniger allein gefühlt.
Lassen Sie uns gemeinsam den Krebs etwas lauter machen!