ERNÄHRUNG BEI BRUSTKREBS: WAS GILT ES ZU BEACHTEN?
Während der Erholung von der Brustkrebserkrankung und -therapie spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Durch die Nahrung werden dem Körper die Nährstoffe zugeführt, die er braucht. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist sollte jeder Mensch anstreben, und das gilt natürlich auch für Frauen mit Brustkrebs.1 Achten Sie aber darauf, dass Sie sich beim Essen wohlfühlen. Nehmen Sie also zu sich, was Ihnen guttut. In diesem Artikel wollen wir Ihnen mit Rat, Tipps und Rezepten für eine gesunde Ernährung bei Brustkrebs zur Seite stehen.
WAS SIE ERWARTET:
Brustkrebs und gesunde Ernährung – steht mein Speiseplan jetzt auf dem Kopf?
Ausgewogen und gesund – was bedeutet das eigentlich?
Gewichtsverlust und Mangelernährung
Appetitlosigkeit und Geschmacksveränderungen bei Brustkrebs
Nahrungsergänzungsmittel und Superfoods
Krebsdiäten und Essverbote – Gesundhungern geht nicht
Allgemein wird empfohlen, dass Sie sich ausgewogen und gesund ernähren. Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) empfiehlt nur bei Untergewicht oder Adipositas eine drastische Änderung des Lebenswandels. Generell empfiehlt die AGO jedoch, Nikotin- und Alkoholkonsum zu reduzieren und eine fettreduzierte Diät anzustreben.2
Einige der Ziele der Ernährung bei Brustkrebs sind:1
- Ein gutes Wohlbefinden und eine hohe Lebensqualität.
- Eine Stärkung des Immunsystems.
- Eine Stabilisierung des Körpergewichts.
Hierfür ist es wichtig, dass dem Körper über die Nahrung eine gute Mischung aus allem, was er braucht, zugeführt wird. Was das alles umfasst, dazu kommen wir weiter unten noch genauer.
Wenn Sie es nicht sowieso schon machen, ist es eine Überlegung wert, so oft wie möglich selbst zu kochen. So haben Sie die volle Kontrolle, was Sie wann und wie zubereiten, und können Ihrem Appetit folgen.
Vielleicht ist auch ein Kochkurs interessant für Sie. Viele Brustkrebs-Selbsthilfegruppen treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Kochen und besprechen Themen rund um Ernährung.
GUT ZU WISSEN
Eine gesunde Ernährung kann auch Convenience Food beinhalten. Achten Sie nur darauf, dass die Lebensmittel nicht zu hochverarbeitet sind. Supermärkte bieten aber z. B. frische Salate und Wraps und auch so manches Fast-Food-Restaurant bereitet die Gerichte schonend und mit frischem Gemüse zu.
AUSGEWOGEN UND GESUND – WAS BEDEUTET DAS EIGENTLICH?
Besonders bei Erkrankungen wie Brustkrebs steht die Ernährung im ersten Moment vielleicht nicht unbedingt im Fokus. Doch gerade dann ist es wichtig, besonders gesund und ausgewogen zu essen. Eine ausgewogene Ernährung zielt darauf ab, dass der Körper alles bekommt, was er braucht, um stark und gesund zu bleiben oder zu werden.
Expert*innen sind sich uneins darüber, wie oft am Tag ein Mensch dafür essen sollte. Hören Sie daher am besten auf Ihren Körper. Wenn es Ihnen mit zwei oder drei Hauptmahlzeiten am Tag gut geht, gut. Wenn Sie zusätzlich einen Zwischensnack brauchen, auch gut. Bevorzugen Sie dabei Obst oder Joghurt gegenüber dem Schokoriegel, aber natürlich ist es auch in erlaubt und sogar gewünscht, sich mal was zu gönnen. Sollten Sie jedoch von Appetitlosigkeit oder Geschmacksveränderungen betroffen sein, haben wir weiter unten noch Tipps für Sie.
Die Hauptsache ist, dass am Ende des Tages die Grundversorgung des Körpers mit Nährstoffen gesichert ist. Einen Überblick über allgemeine Empfehlungen für Ihre Ernährung können Sie in stets aktueller Form bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) finden. Die Ernährungspyramide des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) kann ebenfalls bei der groben Orientierung hilfreich sein.
Doch was sind diese Nährstoffe eigentlich, die der Körper tagtäglich braucht?
- Kohlenhydrate (z. B. Zucker) liefern dem Körper schnell und einfach zugängliche Energie.
- Proteine (Eiweiße) sind die Bausteine für Gewebe und Organe.
- Lipide (Fette) werden vom Körper einerseits als Energiespeicher genutzt, andererseits sind sie essenzieller Bestandteil der Zellen.
- Die meisten Vitamine kann der Körper nicht selbst herstellen. Sie sind aber an verschiedensten Körperfunktionen wie dem Stoffwechsel oder dem Immunsystem beteiligt. Daher ist die Aufnahme von Vitaminen lebensnotwendig.
- Mineralstoffe werden für Stoffwechselprozesse wie z. B. den Aufbau von Knochen und Gewebe benötigt.
- Spurenelemente sind Mineralstoffe, die zwar essenziell sind, aber nur in Kleinstmengen vom Körper benötigt werden.
Hier noch ein paar Tipps, damit Ihr Körper die Nahrung optimal verwerten kann:1
- Nehmen Sie sich Zeit zum Essen. Dies hilft auch, um Ihr Sättigungsgefühl besser einzuschätzen.
- Kauen Sie ihr Essen gründlich. Dies erlaubt es den Enzymen in Ihrem Speichel, schon gute Vorarbeit zu leisten. Diese können Sie sich wie kleine Scheren vorstellen, die es dem weiteren Verdauungstrakt einfacher machen, die Nahrung zu verarbeiten.
- Achten Sie darauf, auch Ballaststoffe über Ihre Nahrung aufzunehmen. Diese dienen zwar nicht als Nährstoffe für den Körper, halten Ihren Verdauungstrakt aber frisch und munter.
Bereiten Sie Ihr Essen schonend zu, um so viele Nährstoffe wie möglich zu erhalten.
Eine ausgewogene und bedarfsdeckende Ernährung versorgt den Organismus – auch bei Brustkrebs – ausreichend mit allem, was er braucht.
GEWICHTSVERLUST UND MANGELERNÄHRUNG
Ein Gewichtsverlust tritt besonders bei Brustkrebs eher in einem späten Stadium der Krankheit auf, wenn der Tumor dem Körper Energie für das eigene Wachstum entzieht oder Stoffwechselprozesse beeinflusst. Es kann jedoch auch durch die Behandlung des Tumors, quasi als Nebenwirkung der Behandlung, zu einem Gewichtsverlust kommen.1,3 Daher ist eine ausgewogene Ernährung während der Behandlung von Brustkrebs, etwa bei einer Chemotherapie, von besonderer Bedeutung.
Sollten Sie innerhalb eines kurzen Zeitraums ungewollt merklich Gewicht verlieren, wenden Sie sich an Ihr Behandlungsteam oder eine Ernährungsberatung. Dort werden Sie umfassend beraten und beim Gewichtsaufbau begleitet.
Ein Nährstoffmangel kann in den meisten Fällen einfach über Bluttests identifiziert werden. Da diese während einer Krebstherapie meist regelmäßig durchgeführt werden, lassen sich Mängel schnell identifizieren und über die Ernährung oder – wenn nötig – über zusätzliche Präparate ausgleichen.
GUT VORBEREITET INS ARZTGESPRÄCH? DIE CHECKLISTE HILFT
Eine Brustkrebserkrankung wirft viele Fragen auf. Die Checkliste unterstützt bei der Vorbereitung auf das Arztgespräch – mit gezielten Fragen zu Erkrankung, Therapie, Rückfallrisiko und Nachsorge sowie Platz für eigene Notizen. So können Sie das Gespräch aktiv mitgestalten und gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt die nächsten Schritte planen.
APPETITLOSIGKEIT UND GESCHMACKSVERÄNDERUNGEN BEI BRUSTKREBS
Die Behandlung von Brustkrebs mittels Chemotherapie oder Strahlentherapie kann mit fehlendem Appetit oder Geschmacksveränderungen einhergehen – umso wichtiger ist eine ausgewogene Ernährung während dieser Zeit. Die gute Nachricht: Meist verschwinden diese Veränderungen nach Abschluss der Therapie wieder.1
Die Empfindungen sind sehr verschieden: Das Essen kann plötzlich zu fade oder zu salzig schmecken, Süßes als übermäßig süß empfunden oder Bitteres als nicht essbar eingeschätzt werden.
Viele Patientinnen mit Brustkrebs beschäftigt das Thema, was sie bei Geschmacksveränderungen, etwa infolge einer Chemotherapie, noch essen können. Sollten Sie betroffen sein, helfen Ihnen vielleicht diese Tipps:1
- Essen Sie nichts gegen Ihren Willen.
- Bewegung kann helfen, den Appetit anzuregen.
- Statt weniger großer Mahlzeiten essen Sie viele kleine Portionen über den Tag.
- Trinken Sie nach einem Bissen einen kleinen Schluck Wasser, um den unangenehmen Geschmack wegzuspülen.
- Wenn Ihnen Fleisch oder Fisch nicht mehr schmeckt, können Sie auch auf Milchprodukte oder Tofu umsteigen, um Ihren Proteinbedarf zu decken.
Bleibt ein metallischer Geschmack im Mund zurück, können Sie auf Plastikbesteck umsteigen.
UND WAS IST MIT SOJA?
Pflanzliche Hormone können den Hormonen des Menschen ähneln. Dies trifft zum Beispiel auf Isoflavone in Soja zu, die dem menschlichen Östrogen ähneln. Besonders bei hormonabhängigem (hormonrezeptorpositivem, hormonellem) Brustkrebs stellt sich vielleicht die Frage, ob eine Ernährung mit östrogenhaltigen Lebensmitteln wie Sojaprodukten während und nach der Erkrankung das Rückfallrisiko erhöht.
Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) schreibt hierzu, dass die Studienlage zum Einfluss von Isoflavon auf Brustkrebs uneinheitlich ist und Erkenntnisse aus klinischen Studien bisher fehlen. Der Konsum von ein bis zwei Portionen sojahaltiger Nahrung pro Tag wird aber als unbedenklich eingestuft. Unter einer Portion wird hier zum Beispiel 100 g Tofu oder 250 g Sojamilch verstanden.4
NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL UND SUPERFOODS
Wenn Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, benötigen Sie in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel. Es kann jedoch zu Phasen im Laufe Ihrer Brustkrebserkrankung kommen, in denen Sie dies nicht mehr gewährleisten können. In diesem Fall können Nahrungsergänzungsmittel eine gute Unterstützung für Sie sein. Halten Sie diesbezüglich jedoch Rücksprache mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder der Ernährungsberatung, um Wechselwirkungen mit Ihren Medikamenten auszuschließen.1 Diese Wechselwirkungen können dazu führen, dass die Wirkung der Medikamente verstärkt oder abgeschwächt wird.
Anstelle von Nahrungsergänzungsmitteln werden gern auch sogenannte Superfoods angepriesen. Es gibt keine rechtlich verbindliche Definition für diesen Begriff. Hauptsächlich wird er daher als Marketingbegriff für Lebensmittel verwendet, die besonders reich an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Nährstoffen sind und dadurch besonders gesundheitsförderlich sein sollen. Die tatsächliche gesundheitliche Auswirkung ist jedoch nicht immer wissenschaftlich belegt. Viele als Superfood angepriesene exotische Lebensmittel kommen meist über lange Transportwege nach Deutschland und sind daher nicht sehr nachhaltig für die Umwelt. Meistens kann man aber heimische Alternativen finden. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bietet auf einer Sonderseite weitere Informationen zum Thema.
KREBSDIÄTEN UND ESSVERBOTE – GESUNDHUNGERN GEHT NICHT
Gibt es Dinge, die Betroffene bei Brustkrebs nicht essen dürfen oder sollten? Es ist nicht wissenschaftlich belegt, dass man mit einer Diät gezielt den Tumor beeinflussen kann. Sogenannte Krebsdiäten basieren meistens auf der Vorstellung, dass ein Tumor bestimmte Nährstoffe für das Wachstum benötigt. Daher soll der Verzicht auf diese Nährstoffe den Zustand verbessern oder gar den Krebs heilen. Stattdessen kann so manche Krebsdiät den Patient*innen sogar schaden, da es durch starke diätische Einschränkungen zu Nährstoffmängeln kommen kann.3 Sprechen Sie daher bei einer Brustkrebserkrankung immer mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder der Ernährungsberatung, bevor Sie Ihre Ernährung umstellen.
Ihre Ernährung sollte individuell auf Sie abgestimmt sein. Eine Ernährungsberatung kann hierbei eine große Hilfe sein und Ihnen alle Fragen, die Sie haben, genau beantworten. Um eine qualifizierte Person in Ihrer Nähe zu finden, können Sie zum Beispiel über die DGE oder den Berufsverband Oecotrophologie e. V. (VDOE) nach zertifizierten Ernährungsberater*innen suchen.
Eine persönliche Ernährungsberatung wird meistens von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Sie eine*n Ernährungsberater*in wählen, die von den Krankenkassen anerkannt ist, und dass Sie eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung vorlegen können.
REZEPTE UND REZEPTIDEEN FÜR BRUSTKREBS-BETROFFENE
Sollten Sie mal auf der Suche nach Rezeptideen sein, helfen Ihnen die folgenden Links hoffentlich weiter.
Wir haben für Sie eine Infobroschüre zusammengestellt, in der Sie viele weitere Tipps rund um Ernährung bei Brustkrebs, aber auch viele Rezepte für Essen und Getränke, finden. Schauen Sie gerne rein: Zur Broschüre
Das Tumorzentrum München (TZM) hat eine kostenfreie Rezept-App mit Rezepten von Sterneköchen wie Eckart Witzigmann, Hans Haas, Martin Fauster und Tohru Nakamura entwickelt. Die Rezepte sind besonders auf die Ernährung von Patient*innen mit Tumoren, wie zum Beispiel Brustkrebs, angepasst. Wer mag, schaut einmal hinein: Zur App
Der gemeinnützige Verein Eat What You Need e. V. – Allianz für bedarfsgerechte Ernährung bei Krebs bietet in Kooperation mit dem CCC München – Comprehensive Cancer Center am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München umfangreiche Informationen zum Thema Krebs, unter anderem auch Rezepte: Zu den Rezepten
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QUELLEN
- Stiftung Deutsche Krebshilfe. Die blauen Ratgeber – Ernährung bei Krebs (Broschüre). https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Ernaehrung-bei-Krebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf (zuletzt abgerufen am 11.08.2025).
- Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO). Diagnostik und Therapie früher und fortgeschrittener Mammakarzinome – Empfehlungen der AGO Kommission Mamma 2024 (PDF). https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/_leitlinien/kommission_mamma/2024/AGO_2024D_Gesamtdatei.pdf (zuletzt abgerufen am 11.08.2025).
- Arends J, Bertz H, Bischoff SC, et al. Klinische Ernährung in der Onkologie. Aktuel Ernahrungsmed 2015; 40, 2015, e1–e74 (zuletzt abgerufen am 11.08.2025).
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Soja und Brustkrebs. https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/detail/soja-und-brustkrebs (zuletzt aufgerufen am 14.10.2025).