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CHEMOTHERAPIE – SYSTEMISCH GEGEN BRUSTKREBS

Jeder kennt wahrscheinlich jemanden, der eine „Chemo“ hinter sich hat. Und kennt damit auch die Erzählungen über schlimme Nebenwirkungen, den Haarverlust und die Kraft, die man fürs Durchhalten braucht. Heute kann eine Chemotherapie jedoch häufig dank weiterentwickelter, sanfterer Medikamente und individuell angepasster Dosierungen wesentlich schonender durchgeführt werden. Und es gibt vielfältige Möglichkeiten, die helfen, die nach wie vor vorhandenen Begleiterscheinungen abzumildern und den Körper bei der Aktivierung der Selbstheilungskräfte zu unterstützen.

Chemotherapie – eine kurze Definition

Mit verschiedenen Wirkstoffen gegen die Tumorzellen

Von Sinnhaftigkeit und Erfolgsaussichten

So sieht der Ablauf einer Chemotherapie aus

Verträglichkeit und Nebenwirkungen

Leben mit Brustkrebs: Illustration einer Frau bei der Chemotherapie
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CHEMOTHERAPIE – EINE KURZE DEFINITION

Die Chemotherapie ist einer der wichtigsten Bausteine in der Behandlung von Krebserkrankungen. Hierfür werden verschiedene Medikamente verwendet, die vor allem auf sich schnell teilende Zellen wirken. Diese Medikamente werden als Zytostatika oder Chemotherapeutika bezeichnet. Je nach Stadium der Erkrankung und dem gesundheitlichen Zustand der jeweiligen Patientin mit Brustkrebs, werden verschiedene Wirkstoffe für die Chemotherapie kombiniert. Diese Wirkstoffe verteilen sich in allen Geweben und Organen. Mediziner sprechen auch von einer „systemischen Therapie“. So können selbst kleinste Tumorabsiedelungen, sogenannte Mikrometastasen, im Körper vernichtet werden.

Als adjuvante Chemotherapie wird sie bezeichnet, wenn sie direkt nach der operativen Entfernung eines Tumors eingesetzt wird. Adjuvant bedeutet so viel wie unterstützend oder ergänzend.

Leben mit Brustkrebs: Ein Paar liegt Arm in Arm auf dem Sofa nach der Chemotherapie der Frau
iStock-1006276870_KatarzynaBialasiewicz

Als neo-adjuvant, wenn sie vor der Operation eingesetzt wird. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine Chemotherapie vor der Operation genauso wirksam ist wie danach. Sie soll nach Expertenmeinung heute sogar bevorzugt eingesetzt werden.

Weitere Vorteile einer Chemo vor der Operation:

  • Der Tumor kann so verkleinert werden, dass eine brusterhaltende Operation möglich wird. Das Ansprechen der Tumorzellen auf die Medikamente kann besser beurteilt werden. Dies ermöglicht eine frühzeitige Anpassung der folgenden Therapieansätze.
  • Sie ist besonders geeignet für Frauen mit inflammatorischem Brustkrebs oder großen bzw. schnell wachsenden Tumoren.

Eine palliative Chemotherapie wird im fortgeschrittenen Stadium der Brustkrebserkrankung eingesetzt. Palliativ heißt lindernd. Die Therapie ist nicht mehr auf Heilung ausgerichtet, sondern versucht, die Ausbreitung des Tumors einzudämmen und Beschwerden zu lindern.

MIT VERSCHIEDENEN WIRKSTOFFEN GEGEN DIE TUMORZELLEN

Leben mit Brustkrebs: Spruch 3 Wirkstoffgruppen werden für die Chemotherapie eingesetzt

In der Brustkrebsbehandlung mit Chemotherapie werden zurzeit folgende Wirkstoffgruppen eingesetzt:

Taxane
Behindern bestimmte Mechanismen bei der Zellteilung, die dafür sorgen, dass neue Zellen sich teilen können. Beispiele für Taxane sind die Wirkstoffe Docetaxel und Paclitaxel.

Anthrazykline
Wirken ebenfalls auf die Zellteilung ein, indem sie die Erbinformation der Zelle beeinflussen. Da sie nicht nur in der Phase der Zellteilung wirken, sind sie mit vergleichsweise höheren Nebenwirkungen verbunden. Beispiele: Doxorubicin und Epirubicin.

Platinsalze
Hochwirksame Wirkstoffe mit einem Platinanteil, die auf die Erbinformation der Zelle einwirken. Platinsalze können starke Nebenwirkungen haben. Beispiel: Cisplatin und Carboplatin.

VON SINNHAFTIGKEIT UND ERFOLGSAUSSICHTEN

Die Chemotherapie gilt nach wie vor als Therapie mit den besten Heilungschancen bei Brustkrebs.  Sie ist vor allem dann sinnvoll, wenn das Risiko für einen Rückfall hoch ist. Ihre Ärztinnen und Ärzte werden daher Ihr persönliches Rückfallrisiko bestimmen. Dies geschieht durch Beantwortung folgender Fragestellungen:

  • Ist der Tumor hormonrezeptornegativ?
  • Konnten auf der Oberfläche der Tumorzellen viele HER2-Rezeptoren nachgewiesen werden?
  • Weisen die Tumorzellen eine hohe Zellteilungsrate auf?
  • Sind Lymphknoten befallen?
  • Ist der Brustkrebs in einem Alter unter 35 Jahren aufgetreten?  

Vereinfacht lässt sich sagen: Je häufiger diese Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, desto höher ist das Rückfallrisiko. Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte gehen hier natürlich wesentlich genauer vor und nehmen standardisierte Auswertungsinstrumente zu Hilfe.

Bei einigen Frauen mit geringem Rückfallrisiko kann es sinnvoll sein, einen besonderen Test zu machen, der bei der Entscheidung „Ja oder Nein“ zur Chemotherapie helfen kann. Sprechen Sie Ihre Ärztin bzw. Arzt darauf an.

SO SIEHT DER ABLAUF EINER CHEMOTHERAPIE AUS

Im Allgemeinen werden die Zytostatika per Infusion über eine Vene gegeben. Wenn Sie dies wünschen, kann Ihnen auch ein dauerhafter Zugang, ein sogenannter Portkatheter oder kurz Port, gelegt werden. Häufige Einstiche in die Venen und daraus folgende Komplikationen lassen sich so vermeiden. Der Port wird in einer kleinen Operation unter der Haut unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt. Er besteht aus einer kleinen Kammer mit einem dünnen Schlauch, der direkt in eine Vene nahe dem Herzen eingeführt wird. Die Chemotherapeutika werden dann mit einer speziellen Nadel direkt in den Port gegeben.

Das kann in Ihrer behandelnden Klinik ambulant geschehen oder auch in einer onkologischen Schwerpunktpraxis. Die Dauer einer Chemotherapie bei Brustkrebs kann zwischen 18 und 24 Wochen sein. Sie erfolgt in Zyklen. Das bedeutet, dass Sie Ihre Infusion an einem oder an mehreren Tagen hintereinander verabreicht bekommen. Darauf folgt eine Behandlungspause von ein paar Tagen oder auch Wochen und der nächste Zyklus steht an.

Wie viele Zyklen Ihre Ärztinnen und Ärzte empfehlen ist abhängig vom Stadium Ihrer Erkrankung, der gewählten Medikamentenkombination und Ihrem Gesundheitszustand. Meist folgen vier bis sechs Zyklen aufeinander.

Leben mit Brustkrebs: Eine Patientin bei ihrer Chemotherapie
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VERTRÄGLICHKEIT UND NEBENWIRKUNGEN

Art und Ausmaß der Nebenwirkungen einer Chemotherapie hängen von den eingesetzten Wirkstoffen und deren Dosierung ab. Darüber hinaus spielt Ihre gesundheitliche Verfassung eine große Rolle. Da die Chemotherapie auch gesunde Zellen schädigen oder zerstören kann, sind davon vor allem Körperzellen mit hoher Teilungsaktivität betroffen. So z. B. Haarwurzelzellen, Zellen des Magen-Darm-Trakts, des Knochenmarks und der Schleimhäute.

TIPP

Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie unterscheiden sich von Patientin zu Patientin – sowohl, was ihre Schwere als auch die Häufigkeit angeht. Längst nicht jede Patientin ist davon gleichermaßen betroffen! Die meisten Beschwerden sind vorübergehend und bessern sich nach Ende der Therapie.

Darüber hinaus können Ihnen vor, während oder auch nach der Behandlung Medikamente gegeben werden, die den Nebenwirkungen vorbeugen sollen. Diese „Supportiv-Therapie“ ist mittlerweile Standard!

Leben mit Brustkrebs: Brustkrebspatientin zeigt ihre Armmuskeln und lächelt in die Kamera
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DIE WICHTIGSTEN NEBENWIRKUNGEN

Abnahme der Leukozytenzahl

Das Knochenmark, das ständig neue Blutkörperchen bildet, reagiert besonders empfindlich auf die Zytostatika. In erster Linie sind die weißen Blutzellen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten) von den zellabtötenden Medikamenten betroffen.

TIPP

Versuchen Sie, möglichst jede Infektionsgefahr zu vermeiden, denn während einer Chemotherapie sind Sie besonders anfällig für Infektionen – die menschliche Immunabwehr „funktioniert“ vor allem auch über die weißen Blutkörperchen. Gefährlich ist alles, was die körpereigene Abwehr noch mehr schwächen könnte. Kontakte mit stark erkälteten oder von anderen Infektionskrankheiten betroffenen Menschen sollten Sie daher während der Chemotherapie meiden.

Haarausfall

Zu den seelisch belastenden Nebenwirkungen einer Chemotherapie zählt für viele Frauen mit Brustkrebs der Haarausfall. Allerdings führen nicht alle Zytostatika zu Haarausfall. Es gibt graduelle Unterschiede, bis hin zum völligen Verlust des Haupthaars. Wichtig zu wissen: Einige Wochen nach Ende des letzten Chemo-Zyklus beginnt das Haar wieder zu wachsen.

TIPP

Lassen Sie sich vor Beginn des ersten Zyklus ein Rezept für eine Perücke ausstellen, wenn ein Haarverlust sehr wahrscheinlich ist. Einen Teil der Kosten übernehmen die Krankenkassen. Alternativ zur Perücke oder als Abwechslung gibt es viele Möglichkeiten, den Kopf kreativ und modisch zu bedecken. Anbieter finden Sie im Internet.

Chronische Müdigkeit (Fatigue)

Die Fatigue, die weit mehr ist, als nur Müdigkeit, ist eine häufige Begleiterscheinung vieler Chemotherapien. Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und Depression sind weitere Symptome einer Fatigue.

TIPP

Dieser lähmende Zustand ist aber meist vorübergehend und bessert sich von alleine nach Beendigung der Chemotherapie. Körperliche Aktivität und vor allem Bewegung an der frischen Luft sind die wirksamste Strategie, die von psychotherapeutischen Maßnahmen begleitet werden kann.

Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit

Die Zellen des Verdauungstraktes sind ebenfalls den Angriffen der Zytostatika ausgesetzt. Die Magenschleimhaut kann darauf mit Übelkeit, Brechreiz und häufigem Erbrechen reagieren. Möglich sind auch allgemeine Appetitlosigkeit und eine Abneigung gegen bestimmte Nahrungsmittel.

TIPP

Spezielle Medikamente („Antiemetika“) sorgen dafür, sowohl Übelkeit als auch Erbrechen zu verhindern. Auch Mittel aus der Naturmedizin können helfen, so z. B. Tee aus frischem Ingwer oder das Lutschen von Eiswürfeln aus Pfefferminztee. Gegen Appetitlosigkeit wirkt häufig Tee aus Schafgarbe oder Enzianwurzel.

Schleimhautentzündungen

Zytostatika greifen auch die Zellen anderer Schleimhäute an. So können Mundtrockenheit, wunde Stellen oder kleine Geschwüre im Mund- und Rachenraum als Nebenwirkungen auftreten.

TIPP

Achten Sie während der Chemotherapie ganz besonderes auf Ihre Mundhygiene. Benutzen Sie eine weiche Zahnbürste und eine fluoridreiche Zahnpasta. Auch spezielle Mundspüllösungen können nützlich sein, z. B. aus Kamille oder Salbei. Auch das Lutschen von gefrorenen Ananasstückchen soll helfen.

Leben mit Brustkrebs: Ältere Patientin lächelt in die Kamera
iStock-1055557520_KatarzynaBialasiewicz

Auf den Einsatz einer Chemotherapie im fortgeschrittenen Stadium einer Brustkrebserkrankung wird nach Möglichkeit verzichtet. Nur in folgenden Situationen sollte sie in Betracht gezogen werden:

  • wenn die Erkrankung rasch voranschreitet
  • wenn die Tumorzellen hormonrezeptornegativ sind, d. h. eine Antihormontherapie nicht wirken würde
  • wenn die Tumorzellen nicht mehr auf eine Antihormontherapie reagieren.

Die palliative Chemotherapie zielt vor allem darauf ab, die weitere Ausbreitung der Tumorzellen zu stoppen und Symptome der Krebserkrankung zu lindern. Auf diese Weise kann oft die Lebenszeit bei guter Lebensqualität verlängert werden.

Die Planung der Chemotherapie, ihre Dauer, die Medikamente und die Zyklen werden daher immer auf die Situation der einzelnen Patientin abgestimmt.

In manchen Fällen kann eine Chemotherapie auch in Kombination mit zielgerichteten Medikamenten erfolgen.

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QUELLEN

https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/therapie/chemotherapie.html zuletzt abgerufen am 21.02.2023.

https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/chemotherapie.php zuletzt abgerufen am 21.02.2023.

https://www.mamazone.de/brustkrebswissen/frueherkennung-diagnose/behandlung/chemotherapie/ zuletzt abgerufen am 21.02.2023.

https://www.gesundheitsinformation.de/frueher-brustkrebs-ist-eine-chemotherapie-sinnvoll.2276.de.html?part=behandlung-5d zuletzt abgerufen am 21.02.2023.

Patientinnenleitlinie „Brustkrebs im frühen Stadium“, „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe, 12/2018

Broschüre „Informationen für Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs“, Novartis Pharma, 03/2019

NOVARTIS PHARMA MEDIZINISCHER INFOSERVICE

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